Migräne Magazin Redakteurin Anja Rech. Aus migräne magazin 66
Prof. Dr. Dr. Thomas R. Tölle, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft mahnte eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten an. Mitte: Lucia Gnant, kritisiert den mangelnden Wissenstand vieler Ärzte. Rechts: Hannelore Loskill, Patientenvertreterin im G-BA, fand deutliche Worte. Fotos: © Axentis
Am 17. September fand in Berlin das 1. Nationale Schmerzforum statt. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. hatte dazu über 60 prominente Vertreter von Verbänden und Institutionen des deutschen Gesundheitswesens eingeladen. Unter den Teilnehmern war auch die Bundesvorsitzende der MigräneLiga e.V., Lucia Gnant.
Ziel der Veranstaltung war es, den Status quo der schmerzmedizinischen Versorgung in Deutschland und notwendige Verbesserungen zu erörtern. Dabei wurden offen die derzeitigen Mängel in der Versorgung angesprochen. Dies hat nach Aussage der Ärztezeitung „einen Nerv getroffen”.
„Statt viele unkoordinierte Einzelschritte zu tun ist es an der Zeit, dass alle Akteure ihre Kräfte bündeln, um die große Fehl- und Unterversorgung der Bevölkerung bei Schmerzen zu beenden”, betonte Prof. Dr. Dr. Thomas R. Tölle, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft. Er wies darauf hin, dass hierzulande mehrere Millionen Menschen an chronischen Schmerzen leiden. Nach Angaben der Bundesregierung verursacht dies volkswirtschaftliche Kosten von bis zu 38 Milliarden Euro. Dazu zählen direkte Kosten wie Behandlung, Rehabilitation und Medikamente sowie indirekte Kosten durch vorzeitige Verrentung oder Arbeitsunfähigkeit.
„Ein großes Problem ist, dass die Menschen lange umherirren müssen,
bevor sie Zugang zu einer geeigneten Schmerztherapie erhalten”, mahnte
Prof. Tölle. „Die Selbstverwaltung, aber auch Bund und Länder müssen an
einem Strick ziehen, um hier Verbesserungen zu erzielen.” Deswegen
fordert die Deutsche Schmerzgesellschaft etwa von den Kassenärztlichen
Vereinigungen, sicherzustellen, dass Kassenarztsitze mit
schmerztherapeutischer Ausrichtung bei altersbedingtem Ausscheiden
ausschließlich von Ärzten besetzt werden, die entsprechende spezielle
Kenntnisse haben. Andernfalls drohe eine weitere Ausdünnung der
ambulanten Versorgungslandschaft. Josef Hecken, Unparteiischer
Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), wies darauf hin,
dass mit der Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) etwa die
Betreuung von Rheumapatienten intensiviert werde. Außerdem arbeite man
an einem Disease Management Programm (DMP) Rückenschmerz. „Ein bisschen
ASV und ein bisschen Rücken reichen nicht aus”, war die deutliche
Antwort von Hannelore Loskill, Patientenvertreterin im G-BA auf diesen
Beitrag. Lucia Gnant zu Folge entsteht vielfach der Eindruck, unser
gesamtes Gesundheitssystem liege auf der Intensivstation und es gäbe
kein Behandlungsplan. „Die Migräne-Liga e. V. Deutschland will sich
vermehrt für die Förderung der Ausund Weiterbildung der Ärzte im Bereich
der Schmerztherapie einsetzen”, erklärte sie dem MigräneMagazin. „Viele
haben seit ihrem Studium nichts mehr von diesem Thema gehört und sind
nicht auf dem aktuellen Wissensstand.” Am Schmerzforum selbst übte sie
Kritik: Die Patientenorganisationen seien zu wenig zu Wort gekommen.
Ausführliche Berichte zum 1. Deutschen Schmerzforum finden Sie auf www.dgss.org.