Die Großen der Welt

Die Großen der Welt

... von M I G R Ä N E geplagt!
„Die ganze Weltgeschichte verdichtet sich in der Lebensgeschichte weniger und bemerkenswerter Menschen."


Ralph Woldo Emerson (1803- 1882) Amerikanischer Philosoph und Dichter

In dieser Porträt-Reihe stellen wir Ihnen fortlaufend Herrscher, Künstler, Denker, Forscher und Deuter vor, die durch ihre außergewöhnlichen Leistungen weltberühmt wurden - und die allesamt unter Migräne zu leiden hatten: Männer und Frauen aus drei Jahrtausenden, deren Taten als Erfinder, Entdecker und Beweger in die Zukunft gewirkt haben und ihr Andenken - im Guten wie nicht selten auch im Bösen - der Nachwelt bewahrten: eine Galerie der Größe und Tragik, des Erfolgs und des Irrtums - und zugleich Beispiel für das Ungewöhnliche, das trotz der furchtbaren Krankheit möglich ist.

Die Großen der Welt

James Watt

James Watt

Dass man mit Dampf Arbeit leisten kann, war schon im Altertum bekannt. Dennoch gelang es erst 1690 dem Franzosen Papin, die erste atmosphärische Kolben-Dampfmaschine zu konstruieren, die einen Kolben durch Dampf hob und nach dessen Kondensation durch starken Druck wieder nach unten bewegte. Alsdann Thomas Newcomen 1700 eine „atmosphärische Kolbenmaschine” schuf, bei der ein Gestänge die Kraft vom Arbeitszylinder auf die Pumpe übertrug, war man der heutigen Form der Dampfmaschine schon sehr nahe.

Aber die Maschine benötigte zu ihrem Betrieb riesige Mengen von Kohlen, da Zylinder und Kolben fortdauernd von der Kälte des Wassers auf die Hitzegrade des Dampfes gebracht werden mussten. Immerhin leistete die Maschine aber schon vortreffliche Dienste in den Bergwerken zur Entwässerung der Stollen. James Watt, ein englischer Ingenieur, hatte dann auf einem Spaziergang im Glasgower Park den entscheidenden Gedanken zu ihrer Verbesserung. .Ich sagte mir”, schrieb Watt später, „dass ich nur einen luftverdünnten Raum in einem vom Dampfgefäß getrennten Behälter herzustellen brauchte und von diesem gesonderten Gefäß aus eine Verbindung zu dem Zylinder schaffen musste. Dann würde der Dampf aus dem Zylinder in das luftleer gemachte Gefäß stürzen und die Maschine könnte arbeiten.” Das war 1765. Aus der Idee dieser Stunde erwuchs im ständigen Ausbau die Dampfmaschine mit Dampfkessel und Kondensator, in der nicht mehr der äußere Luftdruck den Kolben abwärts bewegte, sondern der verdichtete Dampf die Maschine antrieb. Als die finanziellen Mittel Watts verbraucht waren, stellte ihm ein Fabrikant aus Birmingham sein gesamtes Vermögen zur Verfügung. Mit dieser Hilfe gelang es, die Produktion aufzunehmen, die unvermeidlichen Rückschläge zu überstehen und schwierige Patentprozesse zu führen. Watts Grab liegt in der Westminsterabtei zu London, dem Ruhmestempel englischer Größe.

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Sigmund Freud

Sigmund Freud

Sigmund Freud gilt als einer der bedeutendsten Arzte und Tiefenpsychologen und hat als Begründer der Psychoanalyse weltweite Bekanntheit erlangt. Freud zählt zu den einflussreichsten Denkern des 20. Jahrhunderts. Seine Theorien und Methoden werden noch immer kontrovers diskutiert. Freud hatte zwei ältere Halbbrüder aus den früheren Ehen seines Vaters sowie sieben jüngere leibliche Geschwister. Als das bis dahin florierendes Geschäft – sein Vater war Wollhändler – in der 1857 einsetzenden Wirtschaftskrise bankrott geht, bedeutet dies für die bis dahin wohlhabende Familie den sozialen Abstieg.

1859 zieht sie zunächst nach Leipzig und kurze Zeit später nach Wien. Dort wird Freud 1865 ins Leopoldstädter Communal-Realgymnasium aufgenommen. Er ist ein hervorragender Schüler und besteht das Abitur 1873 mit Auszeichnung. Nach anfänglichen Plänen, Jura zu studieren, immatrikuliert er sich 1873 an der medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1876 arbeitet er während eines Forschungsstipendiums an der Zoologischen Versuchsstation in Triest. Im selben Jahr wechselt er an das Physiologische Institut in Wien. 1879 tritt er seinen einjährigen Militärdienst an, promoviert 1881 zum Doktor der Medizin und trat 1882 eine Stelle im Wiener Allgemeinen Krankenhaus an, die er bis 1885 innehatte; dort arbeitete er im Laboratorium für Gehirnanatomie. Während einer Studienreise nach Paris 1885 besuchte er die psychiatrische Klinik am Hospital Salpetriere, wo er sich erste Kenntnisse und Anschauungsunterricht über Hysterie sowie über die Auswirkung von Hypnose und Suggestion aneignen konnte. Nach seiner Habilitation 1885 erhielt Freud im September eine Privatdozentur für Neuropathologie an der Universität Wien. Am 25. April 1886 ließ er sich als Arzt nieder und leitete die neurologische Abteilung im Ersten Öffentlichen Kinder-Krankeninstitut bis 1897. Sein im Oktober 1886 gehaltener Vortrag Über männliche Hysterie stieß beim Publikum auf heftige Ablehnung. Von „Psychoanalyse” spricht Sigmund Freud erstmals im Jahr 1896, 1897 formuliert er nach selbstanalytischen Betrachtungen erstmals die These vom „Ödipus-Komplex” als Phänomen unbewusster libidinöser Bindungen zur eigenen Mutter bei einem gleichzeitigen Rivalitätsverhältnis zum Vater. Es folgen in kurzen Abständen die Schriften Zur Psychopathologie des Alltagslebens, Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten und Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie.
Im April 1902 wird Freud zum außerordentlichen Titular-Professor ernannt. Im gleichen Jahr gründet er die Psychologische Mittwochs-Gesellschaft, aus der 1908 die Wiener Psychoanalytische Vereinigung hervorgehen wird. 1910 gründet Freud die Internationale Psychoanalytische Vereinigung.

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Leo Nikolajewitsch Tolstoi

Leo Nikolajewitsch Tolstoi

Tolstoi, eine der rätselhaftesten Gestalten der russischen Literatur, Edelmann, reicher Grundbesitzer, strotzend von Lebenskraft, ein Genie, das die Grenzen von Nation und Zeit überragt, weltberühmt, bricht plötzlich mit der Gesellschaftsschicht, der er angehört, und bekennt sich schuldig, seine Mitmenschen ausgebeutet zu haben; gleichwohl behält er sein Eigentum. Er verdammt die westliche Kultur als leer, die Kirche als heuchlerisch und wird aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen. Er fordert Enthaltsamkeit auch in der Ehe und hat doch selber zwölf Kinder.

Nur Handarbeit sei berechtigt, behauptet er, aber seine geistige Leistung ergibt dazu den schlüssigsten Gegenbeweis. Im Widerstreit zwischen Irdischem und Göttlichem verlässt er Familie und Gut Jasnaja Poljana, das später zum Wallfahrtsort werden sollte, wandert arm und einsam ins Unbekannte, um nach wenigen Tagen im Zwielicht eines grauen Novembermorgens auf dem Bahnhof von Astaspowo zu sterben. Seine Gewissensnot ist erschütternd, doch die vermeintlich urchristlichen Lehren, die er verkündete, bezwingen nicht, wogegen sein dichterisches Werk unvergänglich fortbestehen wird. Höhepunkte der Weltliteratur sind seine Romane „Krieg und Frieden”, ein Epos aus Napoleons Tagen, „Anna Karenina”, ein Gemälde der Liebesleidenschaft und Hohelied der Unantastbarkeit der Ehe, und „Die Auferstehung”, die schönste Dichtung menschlichen Erbarmens, dazu die großen Erzählungen „Die Kosaken” und „Sewastopol”, viele Novellen und die Dramen „Der lebende Leichnam” und „Das Licht leuchtet in der Finsternis”. Gegen ihren Glanz verblassen seine Traktate und sogar die „Kreuzersonate”, die unsere Großväter erregte. Tolstois Werke wurden in alle Weltsprachen übersetzt und erzielten überall höchste Auflagen.

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