Von Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz- Gesellschaft (DMKG). Aus migräne magazin 43
Wie eine aktuelle Untersuchung belegt, kann Biofeedback
Migräne-Attacken ebenso wirksam vorbeugen wie Entspannungstechniken und
medikamentöse Therapien. „Der erhöhte technische Aufwand lohnt sich aber
nur bei Patienten, die von den anderen Verfahren nicht profitieren“,
kommentieren die Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-
Gesellschaft (DMKG). Das Biofeedback-Verfahren hilft Patienten,
unbewusste Körperfunktionen wahrzunehmen und zu beeinflussen. Das
Prinzip dieses Verhaltenstrainings: Sensoren registrieren beispielsweise
die Muskelspannung oder den Blutfluss in einer Arterie. Von einem
Computer werden diese Signale in Bilder oder Töne „übersetzt“. Ändert
sich die Körperfunktion, wird dies sieht- oder hörbar. So kann der
Patient lernen, diese Körperfunktionen zu beeinflussen.
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Zwei
Wissenschaftlerinnen vom Institut für klinische Psychologie und
Psychotherapie der Marburger Philipps-Universität unterzogen die
Ergebnisse von 55 Biofeedback-Studien einer erneuten Analyse. Die Daten
von über 2000 Migräne-Patienten, die im Schnitt seit über 16 Jahren an
Migräne litten, gingen in diese Meta-Analyse ein. 84 Prozent der
Betroffenen waren Frauen.
Weniger Migräne-Anfälle, weniger Angst. Das Fazit: Am
deutlichsten reduzierte das Biofeedback-Training nach durchschnittlich
elf Sitzungen die Häufigkeit und Dauer der Migräne-Anfälle sowie
Depressionen und Ängstlichkeit der Patienten. Diese Wirkung basiert vor
allem auf der Wahrnehmung der Betroffenen, die trainierte Körperfunktion
kontrollieren zu können. Die Kopfschmerz-intensität und der
Medikamentenbedarf bei einer Attacke veränderten sich hingegen weniger.
Die
unterschiedlichen Methoden des Biofeedback erwiesen sich als
gleichwertig, wobei das sogenannte Blutvolumenpuls-Feedback gegenüber
anderen Methoden etwas überlegen schien. Bei dieser Form des Biofeedback
lernen die Patienten, die Schläfenarterie durch eigene Willenskraft zu
verengen bzw. zu erweitern. Manche Patienten beißen dazu in ihrer
Vorstellung in eine Zitrone, andere legen in Gedanken einen Eiswürfel
auf ihre Schläfe. Patienten, die zuhause das Training weiterübten,
konnten ihre Ergebnisse im Durchschnitt um 20 Prozent verbessern und
diese Verbesserungen auch langfristig erhalten. Die Autorinnen der
Analyse empfehlen die Biofeedback-Methode daher auch zur dauerhaften
Vorbeugung von Migräne-Anfällen.
„Das Biofeedback-Training wirkt
jedoch nicht besser als andere Verfahren zur Migräne-Prophylaxe. „Wegen
des erhöhten technischen Aufwands ist es daher nur für jene Patienten
sinnvoll, die von Entspannungstherapie und psychologischen Techniken
nicht profitieren“, kommentieren die DMKG-Experten.