Dr. Anne MacGregor an der Londoner Migräne-Klinik. Aus migräne magazin 43
Eine
kurzzeitige Östrogenbehandlung vor und während der Menstruation kann
Frauen mit einer menstruell bedingten Migräne zwar vor Migräne-Attacken
an den „kritischen Tagen“ schützen, doch der Kopfschmerz holt die Frauen
hinterher wieder ein. Die Attacken werden nur verschoben, nicht
verhindert. Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Studie.
Etwa
jede zehnte Migräne-Patientin leidet ausschließlich in den Tagen kurz
vor und während der Periode an Migräne-Attacken. Diese sind in vielen
Fällen stärker als „normale“ Anfälle und halten oft auch länger an.
Auslöser ist der sinkende Östrogenspiegel. Darum lautete eine gängige
Empfehlung bisher, mit östrogenhaltigen Pflastern oder Hautgels den
Hormonrückgang auszugleichen.
Ob diese Strategie wirklich sinnvoll ist, haben Londoner Ärzte unter
der Leitung von Dr. Anne MacGregor an der Londoner Migräne-Klinik im
Rahmen einer Studie mit 38 Patientinnen mit menstrueller Migräne
überprüft. Die Frauen mussten zunächst drei Monate lang jeden Morgen
eine Urinprobe zur Bestimmung von vier zyklussteuernden Hormonen abgeben
und ein Kopfschmerztagebuch führen. So konnten die Wissenschaftler
belegen, dass, wie erwartet, der fallende Östrogen-
Spiegel bei
den betroffenen Frauen einen Anfall auslösen kann. Danach teilte Mac
Gregor die Patientinnen in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe trug vom
sechsten Tag vor der Periode bis zum zweiten Tag nach deren Einsetzen
ein Hautgel auf, das 1,5 Milligramm Östradiol enthielt. Die andere
Gruppe bekam ein Placebo-Gel ohne Wirkstoff. Alle Frauen nahmen
nacheinander an beiden Gruppen (Hormon- und Placebobehandlung) teil. Sie
wussten aber nicht, in welcher Gruppe sie sich jeweils befanden.
Während
der Hormonbehandlung sanken die Migräne-Tage um 22 Prozent. Die
Attacken waren weniger intensiv und seltener mit Übelkeit verbunden.
Dafür stiegen sie jedoch nach der Behandlung umso deutlicher an: die
Kopfschmerztagebücher dokumentierten einen 40prozentigen Anstieg. Damit
ist klar, dass „diese Therapie definitiv nicht wirksam ist“, erklären
die Spezialisten der DMKG. „Der therapeutische Effekt der Behandlung
wird vollständig aufgehoben durch die Tatsache, dass dann nach der
Periode vermehrt Migräne-Attacken auftreten.“
Darum empfehlen die Kopfschmerz-Experten betroffenen Frauen eine Akutbehandlung mit Migräne-Mitteln, den Triptanen.