MigräneLiga fordert Abkehr von Überlegungen zur Einführung von Karenztagen

Für Betroffene eine massive wirtschaftliche Benachteiligung zu befürchten

Für Betroffene eine massive wirtschaftliche Benachteiligung zu befürchten

Ein Statement der MigräneLiga Deutschland

MigräneLiga fordert Abkehr von Überlegungen zur Einführung von Karenztagen

Der Forderung von Allianz-Chef Oliver Bäte, sogenannte Karenztage einzuführen, also die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen zu müssen, widerspricht der Vorstand der MigräneLiga e.V. Deutschland nachdrücklich. Für Migräne Betroffene droht damit eine erhebliche finanzielle Belastung. Oder, im Fall, dass Betroffenen sich krank zur Arbeit quälen, eine Chronifizierung der Erkrankung mit einem höheren Ausfallrisiko.

Die aktuelle Diskussion rund um eine Einführung sogenannter Karenztage, der sich neben Allianz-Chef Oliver Bäte auch die Chefin der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer, der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen und weitere Vertreter aus der Wirtschaft anschließen, veranlasst die MigräneLiga e.V. Deutschland zu einer aktuellen Stellungnahme. Im Kern geht es um die Frage, ob Arbeitnehmer künftig den ersten Krankheitstag (bei Raffelhüschens Vorschlag sogar die ersten drei Krankheitstage) ohne Lohnfortzahlung in Kauf nehmen müssten.

Dem stellen sich zum Glück Gewerkschaften, die meisten politischen Parteien (SPD, Grüne, Linke, Arbeitnehmerflügel der CDU) und weitere Akteure entgegen.

Aus Sicht der MigräneLiga käme eine massive Verschlechterung der finanziellen Lage der arbeitenden Betroffenen heraus. Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die Attacken- förmig auftritt. Das hat zur Folge, dass Betroffene zwar an vielen Tagen des Monats voll leistungsfähig sind, das Migräne-Gehirn ist ein hochleistungs-Gehirn, aber hin und wieder für kurze Zeit ausfallen können. Gerade Ausfallzeit von 1-3 Tagen, aber auch die Unberechenbarkeit der Attacken sind charakteristisch für die Erkrankung.

Viele Betroffene fürchten schon heute den Verlust der Arbeitsstelle und gehen trotz starker Schmerzen und Übelkeit zur Arbeit – Präsentismus. Sie riskieren damit eine nachlassende Wirksamkeit der Akutmedikamente, einen Wiederkehrkopfschmerz und eine Chronifizierung der Erkrankung. Aus unseren Gesprächen mit Betroffenen wissen wir, dass sie am (Arbeits-)Leben teilnehmen wollen, „Krank feiern“ liegt ihnen fern. Migräne Betroffene zeigen eine hohe Leistungsbereitschaft und den Wunsch, zu funktionieren.

Statt Menschen mit chronischen Erkrankungen zu verunsichern, fordern wir auf,  Maßnahmen anzubieten, die die Arbeitsfähigkeit unterstützen. Auf der Webseite www.migraene-am-arbeitsplatz.de hat die MigräneLiga Tipps für Arbeitgebende zusammengetragen, wie sie ihre Beschäftigten darin unterstützen können, seltener krankheitsbedingt auszufallen. Dazu gehören:

  • Aufklärung über die Erkrankung und Therapieoptionen
  • Rückzugsraum für die Dauer einer Attacke, bis die Akuttherapie wirkt
  • Großzügige Home-Office-Regelung
  • Eintreten gegen Vorurteile und für Akzeptanz und ein arbeitsförderndes Betriebsklima

Für Arbeitgebende wird sich diese Strategie mehr lohnen.

In der Schweiz hat die Firma Novartis zusammen mit der Schweizer Kopfwehgesellschaft sowie mit führenden Expert:innen aus den Bereichen Neurologie, Telemedizin und digitale Medizin ein Pilotprojekt für ihre über 12.000 Mitarbeitenden entwickelt. Die Initiative „Migräne muss in alle Köpfe“ soll dazu beitragen, die Situation von Mitarbeiter:innen mit Migräne im Arbeitsumfeld zu verbessern.

Daten einer Studie zeigen: Lebensqualität und Produktivität der Betroffenen verbesserten sich deutlich. Konkret reduzierte sich die krankheitsbedingte Beeinträchtigung nach sechs Monaten um 54 und nach neun Monaten um 64 Prozent. Im Schnitt haben die Betroffenen in einem Zeitraum von sechs Monaten fast 11 Arbeitstage und fast 15 arbeitsfreie Tage ohne Migräne gewonnen.

Landau, Januar 2025