Milliardenschäden durch medizinische Unterversorgung

Aus migräne magazin 40

Das Institut für Empirische Gesundheitsökonomie wurde vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) beauftragt, ein Gutachten zu den Kosten der medizinischen Unterversorgung in Deutschland anhand von fünf exemplarischen Indikationen zu erstellen. Die Ergebnisse: Millionen deutscher Patienten sind von einer eklatanten Unterversorgung mit Arzneimitteln betroffen, die daraus resultierenden Schäden gehen in die Milliarden.

Ein Beispiel aus der Studie: Die Gesamtkosten der Unterversorgung für die Depression betragen 17,9 Mrd. Euro pro Jahr. Durch eine fehlende antidepressive Therapie (z.B. erhöhte Behandlungskosten durch späten Therapiebeginn) entstehen geschätzte direkte Kosten von 6,2 Mrd. Euro pro Jahr Die indirekten Kosten wie krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeitstage oder Erwerbsunfähigkeit übersteigen mit 11,7 Mrd. Euro sogar noch wesentlich die direkten. Dazu erklärt Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA): „Beim Thema Unterversorgung lässt sich ablesen, wie im Gesundheitssystem Geld verschwendet wird, weil falsch gespart wird. Über zahlreiche Restriktionen wird es den Ärzten regelrecht erschwert, innovative Medikamente zu verschreiben. Die Folge sind aber keine Einsparungen, sondern Mehrkosten, die die Patienten mit ihrer Gesundheit und die Allgemeinheit mit hohen nachgelagerten Aufwendungen bezahlen müssen. Nur wenn es uns gelingt, gesamtwirtschaftliche Kostenrechnungen zur Kalkulationsgrundlage unseres Gesundheitssystems zu machen, können wir den gigantischen Verschiebebahnhof zwischen eingesparten Akutbehandlungskosten und erhöhten Spätfolgekosten stoppen.”

Mit Blick auf die Versorgungsrealität besteht Handlungsbedarf:

Die Möglichkeiten der Patienten-Information müssen erweitert werden, damit Patienten angemessene Therapien früher und aufgrund ihrer Kenntnisse auch nachhaltiger zugutekommen.

  • Die Ärztefortbildung muss mit Blick auf Therapieneuerungen intensiviert werden, damit Behandlungsschemata in der Praxis schneller aktualisiert werden können.
  • Die Politik muss die gesetzlichen Rahmenvorgaben für die ärztlichen Ausgaben stärker auf den medizinischen Bedarf ausrichten, damit Ärzte nicht zur verkappten Rationierung gezwungen werden.
  • Die Kosten-Nutzenbewertung in Deutschland muss den therapeutischen Nutzen von Medikamenten in ein Verhältnis zu den gesamtgesellschaftlichen Kosten setzen, damit unser Sozialsystem kein Verschiebebahnhof wird.