Anne Kathrin Leins. Heidelberger Musiktherapiemanual. Aus migräne magazin 52
Wer bei Musiktherapie an sanfte
Berieselung mit meditativen Klängen denkt, liegt völlig falsch
zumindest, was die Musiktherapie der Fachhochschule Heidelberg
anbelangt. Als erste Einrichtung in Deutschland bietet die Hochschule
eine besondere Behandlung für Kinder an, die unter Migräne leiden.
Wie
eine Studie des Deutschen Instituts für Musiktherapie-Forschung in
Heidelberg ergeben hat, kann zwei Dritteln aller von Migräne betroffenen
Kinder durch Musiktherapie geholfen werden: Die Attacken gehen stark
zurück oder verschwinden sogar ganz.
Die Jugendlichen sprechen auf
diese Art von Therapie besonders gut an, weil es nicht darum geht,
Probleme in Worten auszudrücken, sondern in Klängen. In diesen
musikalischen Improvisationen machen die jungen Migräne-Patienten eine
wichtige Erfahrung: Sie sind nicht mehr Opfer, denn sie sind stärker als
der Kopfschmerz, den sie als „das Migräne-Monster” oder den „Herrn
Schmerz” beschreiben, so begreifbar und bekämpfbar machen.
Viele Kinder sind betroffen
Immer mehr Kinder leiden nach Expertenangaben unter Kopfschmerzen und
Migräne. Zu den Gründen zählten neben erblicher Veranlagung
Reizüberflutung, Stress und Leistungsdruck, so der Vizepräsident der
Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, der Nürnberger Neurologe und
Kinderarzt Michael Überall. Schon im Vorschulalter klagen eines von
fünf Kindern über gelegentliche Kopfschmerzen.
Musik kann dies
verändern, ja verbessern – und damit den Schmerz. Dabei macht die
Therapie zudem noch Spaß: „Wir hatten sehr, sehr wenige Abbrecher”, sagt
Dr. Anne Nickel. „Für uns war es wichtig, Migräne-Kinder zu behandeln,
weil es noch nicht sehr viele Behandlungsmethoden für diese Kinder
gibt.”
Migräne – wie ein Hämmern im Gehirn
Die
meisten Medikamente seien für Kinder nicht zugelassen. „Darüber hinaus
haben die Kinder, die bei uns an der Studie teilgenommen haben, schon
die verschiedensten Dinge probiert, von Vitaminen über Magnesium bis zu
Guppentherapieprogrammen – ohne davon zu profitieren.”
Migräne-Patienten sind überwiegend brave, angepasste Kinder, die ihren Ärger eher in sich hinein fressen als ihm Luft zu machen.
Häufigste Beschwerde im Grundschulalter
Kopfschmerzen
gehören zu den häufigsten Beschwerden im Schulalter und finden sich
schon bei acht Prozent der Einschulungskinder. Nach der ersten Klasse
hat sich die Zahl der Migräne-Kinder verdoppelt. Die kleinen Patienten
können die vielen Eindrücke nicht filtern. Nach dem Unterricht haben sie
oft schlechte Laune und Kopfschmerzen. Wird die Migräne nicht
behandelt, kann der Kopfschmerz chronisch werden: 60 Prozent der Kinder
werden als Erwachsene zu Schmerzpatienten, was die Methode auch
wirtschaftlich interessant macht. Ablenkung durch Musik hilft, die
Kopfschmerzen zu lindern.
Anne Kathrin Leins
Heidelberger Musiktherapiemanual:
Musik gegen Migräne bei Kindern
www.migraene-informationen.de
