Von Chefredakteurin Anja Rech. Aus migräne magazin 69
Im Juni fand in Berlin eine Veranstaltung der Forschenden Pharmaunternehmen (vfa) zusammen mit Patienten-Selbsthilfeorganisationen unter dem Titel: „Digitale Medizin – Chancen für Patienten“ statt. Als Patientenvertreterin nahm auch Lucia Gnant, die Präsidentin der MigräneLiga daran teil, um sich über aktuelle Entwicklungen auf dem Gesundheitsmarkt zu informieren.
Einen guten Einblick bot Jörg Bodanowitz, Leiter der Stabsstelle
Unternehmenskommunikation der Krankenkasse DAK, mit seinem Vortrag
„Visionen – Chancen für eine bessere Gesundheitsversorgung“. Thema war,
dass das Internet und digitale Medien für die Gesundheitsversorgung
immer mehr an Bedeutung gewinnen.
So nutzen laut einer Umfrage 40
Millionen gesetzlich Versicherte heutzutage das Internet, um sich über
Gesundheitsthemen zu informieren. Im Durchschnitt sind diese Internet-
Surfer 55 Jahre alt. 33 Prozent sind chronisch Kranke. Neben den
Chancen, die dies bietet, wirft es jedoch auch Probleme auf: So stellt
sich die Frage, wie der Datenschutz gewahrt werden kann. Umgekehrt
schränken Datenschutz- Gesetze aber auch die Handlungsmöglichkeiten ein.
Zudem dürfen Regelungen wie das Medizinproduktegesetz nicht umgangen
werden.
Andererseits eröffnet das Internet effektive Lösungen bei
der Versorgung. So bestellen viele ihre Medikamente inzwischen bei
Online-Apotheken. Es ist möglich, Patienten online über einen Chat zu
beraten. Man kann chronisch Kranke mit E-Learning-Programmen coachen.
Dazu stellte Bodanowitz das Programm DAK Diabetes Spezial vor, bei dem
mit einer speziellen Software nicht nur die Blutzuckerwerte der
teilnehmenden Diabetiker kontinuierlich erfasst werden, sondern auch
ihre Medikamente und ein Bewegungsprofil. Damit ist es möglich, die
Therapie ohne häufige Arztbesuche zu optimieren. Mit dem
Versorgungsmanagement-Programm Veovita lassen sich Patienten mit
Depressionen, Burnout oder Phobien besser versorgen. Sie können damit
ohne Wartezeit behandelt werden, indem man auf Telefongespräche und ein
Onlineprogramm setzt. Dabei wird der Hausarzt und ein wohnortnaher
Psychiater oder Neurologe einbezogen. Abschließend sagte Bodanowitz: „Es
gibt keine sinnvolle Alternative zur Digitalisierung im Bereich der
medizinischen Versorgung und des Versorgungs-Managements!“
Dr.
Ulrich Ney, Director Medical & Patient Information vom Unternehmen
UCB Pharma, beschrieb anschließend ein ELearning- und
Monitoring-Programm für Patienten mit Epilepsie. Die Diplom-Pädagogin
Anja Stagge erläuterte die Einsatzmöglichkeiten von Health Apps im
Krankheitsmanagement. Prof. Dr. Friedrich Köhler von der Berliner
Charité zeigte auf, was die Telemedizin heute möglich macht. Insgesamt
bot die Veranstaltung einen spannenden Überblick und viele Anregungen.